Zum Sitemap
Knigge    
Anfangseite

Gutes Benehmen in Höhlen

In der Unterwelt gibt es Gesetze deren Sinn Außenstehenden meist verborgen bleibt. Als Anfänger suchten wir einst den richtigen Weg zum Großmeinfelder Windloch. In Vorra fragte ich deshalb einen Mitmenschen der lässig an einen Wegweiser lehnte: "Wo bitte geht es hier zum Eingang?" Mit den Ernst des geprüften Höhlenforschers belehrte er uns der Weg zur Höhle dürfte unter keinen Umständen preisgegeben werden. Das sei ein schwerer Verstoß gegen den Höhlenschutz. Auf die Frage: "Und was steht da auf den Wegweiser?" Antwortete er ebenso überrascht wie verbissen: "Ein paar Meter bis zum Eingang und paßt auf das ihr nicht reinfallt!"
Leider hat die leichte Zugänglichkeit der fränkischen Unterwelt zu einer extrem hohen Besucherzahl geführt. Der Höhlentourismus hat vielen Systemen den Rest gegeben.
Deshalb gibt es auch Regeln die, obwohl Sie auf den ersten Blick übertrieben wirken durchaus ihren Sinn haben. Mit den bereits auf meiner Eingangsseite erwähnten vier Merksätzen ist eigentlich schon alles gesagt:
  • Nimm nichts mit
  • Laß nichts zurück
  • Bring nichts um
  • Zerstöre nichts
Viele werden jetzt denn Kopf schütteln und an chinesische Glückskekse denken. Warum diese Weisheiten so niedergeschrieben wurden möchte ich euch im folgenden erläutern.
  • Nimm nichts mit

Wenn ich in einer Höhle einen fossilen Knochen finde freue ich mich und lasse ihn liegen. So kann ich mich wenn ich ihn wiederfinde noch mal freuen. Leider hat die (inzwischen verbotene!) Raubgräberei dazu geführt das ich mich nur noch selten freuen kann. Im Gegensatz zu mir humorvollen Menschen werden sogenannte "ernsthafte Höhlenforscher", das sind zumeist einflußreiche Wissenschaftler die sich organisiert habe, geradezu hysterisch wenn sie in "ihren" Höhlen nichts mehr finden. Bevor sie uns harmlosen Höhlentouristen, in Fachkreisen nur "HaHö" tituliert, den Zutritt zur Unterwelt noch ganz verbieten: Seid klug, seid fair und laßt es!
  • Laß nichts zurück

Diese Regel betrifft nicht nur das zurücklassen von Exkrementen in engen Schlüfen (wer jetzt lacht kennt die schreckliche Wahrheit), sondern auch kleinere Dinge wie Zigarettenstummel. Bei meinen Wanderungen ist mir aufgefallen das beliebte Rastplätze häufig Aschenbechern gleichen. Wie es ein ortsansässiger Bauer auf den Punkt brachte: "Nix Großstadt, nix Straßenkehrer!" Hinzu kommt das Höhlenbedingungen, keine mechanische Zersetzung und nur wenige Mikroorganismen, den Müll geradezu konservieren. Noch heute findet man welchen aus der Steinzeit.
Infolgedessen nehmen wir bei unseren Touren leere Batterien, aufgespannte "Arianefäden" und einzelne Schuhe gerne mit. Bei Karbidasche hört der Spaß jedoch auf! Die ist giftig und stinkt! Wenn ihr meint auf Karbidlampen nicht verzichten zu können nehmt bitte ein zweites Gefäß für die Asche mit. Karbidlicht und vor allen Fackeln hinterlassen zudem häßliche Rußspuren an den Wänden und Tropfsteinen. In fränkischen Höhlen ist offenes Licht mittlerweile verboten.

Noch ein Wort zum Thema "Raucher in Höhlen":
  1. Ernsthafte wissenschaftliche Abhandlungen ob Fledermäuse davon Lungenkrebs kriegen sind mir nicht bekannt.
  2. Wenn ich nach sportlicher Anstrengung einen kleinen aber völlig zugequalmten Raum betrete bleibt auch mir als Raucher die Luft weg. Unter der Erde ist mir das leider schon oft passiert.
  • Bring nichts um

Mit Spinnen in meiner Wohnung kenne ich meist wenig Pardon. Ich gebe ja zu: Ich bin ein Schwein. Aber sind wir doch ehrlich: Meistens ist ruckzuck neues Ungeziefer da.
In der Unterwelt verhält sich das anders. Dort herrschen karge Lebensbedingungen. Es gibt kein Licht, also keine Pflanzen und infolgedessen wenig Nahrung. Nur sehr wenige Tiere pro Quadratmeter können hier überleben. Wenn in einer Höhle zehn Spinnen leben und jeder dritte Besucher schlägt eine tot dann ist die Population bald vernichtet.
Höhlen haben noch eine Besonderheit aufzuweisen. Im Schutz der unterirdischen Enklaven konnten kleine Reste uralter Tierarten überleben die ansonsten ausgestorben sind. So kann man mit einen Handstreich eine ganze Rasse auslöschen. Das muß ja nicht sein.
Die Krönung der Höhlentiere ist die Fledermaus. Diese hält an der Decke hängend ihren Winterschlaf. Wie weniger bekannt ist erfühlt sie den richtigen Zeitpunkt zum aufwachen aufgrund feinster Temperaturunterschiede. Die Körperwärme eines Menschen reicht um sie langsam erwachen zu lassen. Geschieht das zu oft sterben die Tiere an Erschöpfung. Höhlen sollten in der Zeit von Oktober bis April überhaupt nicht befahren werden.
  • Zerstöre nichts

Wenn ich im Wald einen Pilz pflücke ist er am nächsten Morgen nachgewachsen. Bei einen Stalaktiten dauert das Jahrtausende. In unserem Team galt deshalb die Regel: "Wer einen Tropfstein köpft wird geköpft". Aber nicht nur Minerialiensammler gefährden die Schönheit unserer Umwelt. Auf der Suche nach Neuland fahren ernsthafte Höhlenforscher bisweilen schweres Gerät auf. Hierzu sei gesagt: Wer der Natur mit Bagger und Sprengstoff zuleibe rückt verursacht einen Flurschaden und das wird teuer!
Ihr seht also: Diese Merksätze sind keine esoterischen Sprüche sondern dienen den Erhalt unserer Höhlenwelt. Und das möchten schließlich alle Höhlengänger, egal ob sie ernst bleiben oder lachen.

Seitenanfang